Hanf versus Marihuana: Was ist der Unterschied?
Wichtige Punkte auf einen Blick
- Von Hanf ist im Allgemeinen die Rede, wenn der THC-Gehalt unter 0,3 Prozent liegt.
- Von Marihuana spricht man bei dem Rauschmittel mit einem höheren THC-Gehalt.
- Der Begriff „Marihuana“ ist aufgrund seiner rassistischen Wurzeln umstritten, weshalb oft „Cannabis“ gesagt wird.
„Hanf und Marihuana sind zwei verschiedene Pflanzen. Die eine macht high, die andere nicht!“ Wer jetzt wissend nickt, unterliegt einem Irrglauben, der weit verbreitet ist. Denn eigentlich ist es anders: Aus botanischer Sicht ist weder Hanf noch Marihuana eine eigenständige Pflanzenart. Stattdessen handelt es sich hierbei um zwei verschiedene Begriffe für Cannabis, welches eine Blütenpflanze aus der Familie der Hanfgewächse (Cannabaceae) ist. Dazu gehören insgesamt elf Gattungen mit rund 170 verschiedenen Arten.
Die Botanik unterscheidet ebenso wenig wie die Wissenschaft zwischen Hanf und Marihuana – wohl aber das Gesetz. Aus rechtlicher Sicht ist der Hauptunterschied zwischen beiden Begriffen der enthaltene Anteil an Tetrahydrocannabinol. Dieser Name ist den meisten eher unter der Abkürzung THC bekannt. Denn: THC ist eines der Cannabinoide, welche in der Cannabispflanze enthalten sind. Dabei ist es vor allem THC, welches das mit dem Konsum verbundene High auslöst, weil es eine psychoaktive Wirkung hat. Hier erläutern wir den Unterschied zwischen Hanf und Marihuana genauer.
Was ist Hanf?
Der Begriff Hanf wird in den USA für Cannabis verwendet, welches 0,3 Prozent oder weniger THC enthält. Diese Angabe bezieht sich dabei auf das Trockengewicht. Der Grund, weshalb die Trennlinie ausgerechnet bei 0,3 Prozent gezogen wird, geht auf ein Buch aus dem Jahr 1979 zurück. In „The Species Problem in Cannabis: Science & Semantics“ wurde diese Grenze erstmals vorgeschlagen.
Der Autor Ernest Small geht hier auf die Tatsache ein, dass es kaum möglich ist, Hanf und Cannabis voneinander zu unterscheiden, weil sich kein echter taxonomischer Unterschied zwischen beiden nennen lässt.
Daher schlug er die 0,3-Prozent-Grenze vor, wobei er selbst zugab, dass dies eine willkürliche Zahl ist. Dennoch wurde diese Regel auch in der gesetzlichen Definition von Hanf verwendet, die im „Agricultural Act“ von 2018 und weiteren Gesetzen der USA verankert ist. In Europa gelten wiederum andere Grenzwerte. Die EU legte im November 2021 den THC-Höchstgehalt für Nutzhanf auf dem Feld auf 0,3 Prozent fest. Dieser Wert gilt aber nur, wenn Landwirte Direktzahlungen erhalten wollen. Davon abgesehen darf auf europäischen Feldern weiterhin Hanf mit einem THC-Gehalt angebaut werden, der 0,3 Prozent übersteigt. In Italien liegt der Grenzwerte bei 0,6 Prozent, in Tschechien sogar bei 1 Prozent. Generell ist der THC-Gehalt in Hanf aber so niedrig, dass der Konsum eben nicht high macht.
Was ist Marihuana?
Vorab: Der Begriff Marihuana hat rassistische Wurzeln und ist heutzutage stark umstritten. Denn: Im frühen 20. Jahrhundert sorgte die mexikanische Revolution dafür, dass viele Mexikaner in die USA auswanderten. Das führte dazu, dass die einwanderungsfeindliche und rassistische Stimmung in den Vereinigten Staaten wuchs. Cannabis war zu jener Zeit ein grenzüberschreitender, legaler Import. Bis zu diesem Zeitpunkt fand das Wort Marihuana nicht oft Verwendung. Stattdessen kam eher der wissenschaftliche Name Cannabis zum Einsatz.
In den 1910er- und 1920er-Jahren hingegen wurde der Begriff Marihuana immer stärker genutzt. Man brachte ihn mit den Mexikanern in Verbindung und stereotypisierte sie als Personen, die häufig Cannabis einnahmen. Auch die US-Regierung verwendete den Begriff in der Anti-Cannabis-Propaganda. So wurde die Verbindung zwischen Cannabis und den Einwanderern aus Mexiko zementiert.
Die Anti-Cannabis-Propaganda verbreitete Mythen rund um das Thema Cannabis. Gleichzeitig wurden dadurch die rassistischen Stereotypen aufrechterhalten.
Auch in den 1930er-Jahren hielt die Propaganda an und führte schließlich dazu, dass Cannabis als illegal erklärt wurde. Die Diskussion, was eine bessere Bezeichnung für Marihuana ist, hält in den USA bis heute an. Aufgrund der rassistischen Propaganda verzichten viele Menschen auf die Nutzung des Begriffs und sagen stattdessen einfach Cannabis. Das kann aber wiederum verwirrend sein, denn auch nicht psychoaktiver Nutzhanf gehört zur Cannabis-Spezies. Marihuana meint hingegen tatsächlich jenen Hanf mit einem höheren THC-Gehalt, der dafür bekannt ist, einen Rauschzustand auszulösen.
Wie verhält es sich mit der Legalität von Marihuana und Hanf?
Nicht nur der THC-Gehalt entscheidet letztlich, ob es sich um Hanf oder um Marihuana handelt, sondern auch die Legalität. In den gesamten Vereinigten Staaten und in Europa dürfen Hanfsorten angebaut werden, die weniger als 0,3 Prozent THC enthalten. Auch CBD-Produkte, die aus Hanf gewonnen werden, gelten aktuell als legal, da sie keinen Rausch auslösen.
Bei Cannabis mit einem höheren THC-Gehalt variieren die Gesetze weltweit stark. Allein in den USA dürfen diese Hanfsorten in einigen Staaten in der Freizeit und medizinisch eingesetzt werden, in anderen Staaten ist hingegen nur eine medizinische Nutzung möglich. In manchen Staaten ist Cannabis mit einem THC-Gehalt von über 0,3 Prozent komplett illegal.
In Deutschland wird die Legalisierung von Cannabis immer wieder diskutiert, doch die Freigabe ist umstritten.
Erst im November 2022 stellte Gesundheitsminister Lauterbach jetzt die Eckpunkte für die geplante Legalisierung vor. Sie besagen:
- Kauf und Besitz von 20 bis 30 Gramm Cannabis sollen grundsätzlich straffrei sein
- ab einem Alter von 18 Jahren
- der THC-Gehalt im legalisierten Cannabis beträgt maximal 15 Prozent
Cannabis soll rechtlich dann nicht mehr als Betäubungsmittel eingestuft sein. Das bedeutet, dass auch Jugendliche unter 18 Jahren, die damit erwischt werden, straffrei bleiben. Das mitgeführte Cannabis soll dann aber beschlagnahmt werden und die Jugendlichen könnten durch das Jugendamt zu Präventionskursen verpflichtet werden. Die neue Regelung soll in Deutschland frühestens 2024 eingeführt werden.
Einsatzbereiche von Cannabis
Cannabis findet in vielen verschiedenen Bereichen zu unterschiedlichen Zwecken Verwendung. Hanfsamen haben – genau wie Hanföl – einen verschwindend geringen Anteil an Cannabinoiden. Sie werden als Beitrag für die gesunde Ernährung geschätzt. Denn: Hanfsamen liefern ein vollständiges Eiweißprofil und wertvolle Ballaststoffe.
Cannabisblüten, -blätter und -stiele haben eine höhere Konzentration an Cannabinoiden. Diese werden genutzt, um die wohltuende Wirkung von Cannabis zu spüren. Entsprechende Produkte mit einem hohen Gehalt an Cannabidiol (CBD), die dennoch einen niedrigen THC-Gehalt haben, können sich bei diversen Beschwerden positiv auswirken, ohne jedoch high zu machen. Eingesetzt werden sie beispielsweise bei Depressionen, Schlafstörungen und Schmerzen.
Cannabis, der weniger als 0,3 Prozent THC enthält, wird aber auch für die Herstellung anderer Produkte angebaut. Dazu gehören:
- Kleidung
- Textilien
- Papier
- Kunststoffersatz
- Tierfutter
Die Hanfpflanze zeichnet sich durch ihr schnelles Wachstum im Vergleich zu anderen Nutzpflanzen aus. Dementsprechend gilt Hanf als nachhaltige Option für die Herstellung von Papier und Textilien. Des Weiteren erfreuen sich Nahrungsmittel auf Basis von Hanf einer großen Beliebtheit. So findet man im Handel beispielsweise Hanfsamen, Hanfmilch als Ersatz für Kuhmilch oder Hanfproteinpulver.
Zusammenfassung
Hanf und Marihuana sind zwei Begriffe für dieselbe Pflanzenart – nämlich für Cannabis, eine Blütenpflanze aus der Familie der Hanfgewächse. Die Unterscheidung wird lediglich getroffen, um das psychoaktive Cannabis mit einem THC-Gehalt von mehr als 0,3 Prozent (umgangssprachlich Marihuana) von dem Hanf zu unterscheiden, das eben keinen Rauschzustand auslöst.
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