Ozontherapie

Ozontherapie: Anwendung, Wirksamkeit und mehr

Wichtige Punkte auf einen Blick

  • Ozon ist ein geruchsintensives Gas, das aus drei Sauerstoffmolekülen besteht. Daher lautet die Bezeichnung auch O3.
  • Als Entdecker gilt der deutsche Physiker Christian Friedrich Schönbein.
  • Die Ozontherapie wurde bei der Wundbehandlung im Ersten und Zweiten Weltkrieg eingesetzt.

Wer das Wort Ozon liest, denkt zumeist an die schützende Ozonschicht der Erdatmosphäre. Die wenigsten wissen, dass dieses Gas auch in der Naturheilkunde eingesetzt wird. Denn seine keimabtötende und desinfizierende Wirkung ist wissenschaftlich belegt. Dennoch ist das Verfahren der Alternativmedizin umstritten. Die folgenden Zeilen erklären, wann und wofür das Gas bei der Heilung von Krankheiten eingesetzt werden kann.

Das steckt hinter der Ozontherapie

Hinter Ozon steckt ein Gas, das die energiereiche Form des Sauerstoffs darstellt. Während Sauerstoff nur aus zwei Sauerstoffatomen besteht (O2), besitzt Ozon drei Atome (O3). Diese Eigenschaft kann in der Medizin hilfreich sein. Zwar hat die Food an Drug Administration (FDA) im Jahr 2019 erklärt, dass Ozon giftig sei und keine nachgewiesenen medizinischen Anwendungen habe, jedoch weisen Untersuchungen darauf hin, dass Ozon dennoch bei bestimmten Erkrankungen hilfreich sein kann.

Bei der Ozontherapie wird das Gas aus medizinischen Sauerstoffquellen dem Körper auf unterschiedlichen Wegen zugeführt. Ozon wirkt toxisch auf Viren und Bakterien und kann sie daher in ihrer Aktivität hemmen oder gar abtöten. Zudem verbessert das Gas die Eigenschaften der roten Blutkörperchen, die dadurch Sauerstoff besser freigeben können und das Gewebe besser mit Sauerstoff versorgen. Auch der Sauerstofftransport im Blut wird verbessert. Ozon regt zudem die weißen Blutkörperchen an, was die körpereigenen Abwehrkräfte stärkt.

Der deutsche Physiker Christian Friedrich Schönbein entdeckte das farblose Gas im Jahr 1841. Er nannte es wegen seines strengen Geruchs Ozon, von griechischen Wort ozein (ich rieche) abgeleitet. In der Natur erfüllt die Ozonschicht eine Schutzfunktion für die Erdatmosphäre, in der Trinkwasseraufbereitung wird Ozon ebenfalls aufgrund der desinfizierenden Wirkung eingesetzt.

Umstrittenes Verfahren: Die therapeutische Anwendung von Ozon

Die medizinische Anwendung von Ozon ist umstritten, auch wenn das Gas bereits seit 100 Jahren zur Desinfektion von medizinischen Materialien und auch bei Krankheiten eingesetzt wird. In medizinischen Kreisen wird oft vor falscher Anwendung und Gefahren gewarnt. Es gibt keine allgemein anerkannten wissenschaftliche Erkenntnisse zur Wirksamkeit. Daher ist die Ozontherapie im Bereich der Naturheilverfahren zu finden und wird als alternative Therapieverfahren angesehen.

Dennoch zeigen einige Untersuchungen, dass Ozon wertvoll in der Heilkunde sein kann. So fanden amerikanische Forscher beispielsweise einen klinischen Nutzen bei Muskel-Skelett-Erkrankungen, Wissenschaftler aus Südafrika sehen die Ozontherapie als mögliche Behandlungsmethode bei Osteoarthritis. Forscher aus New York trugen sogar mehrere wissenschaftliche Arbeiten über den klinischen Nutzen in einer Überblicksstudie zusammen. Darin wird gezeigt, dass Ozon die Sauerstoffversorgung im Körper erhöht und gleichzeitig Bakterien, Viren, Pilze, Hefe, Protozoen gehemmt und deaktivieren kann.

Vielseitige Therapie: Die Anwendungsgebiete von Ozon

In der Naturheilkunde wird die Ozontherapie bei einer Vielzahl von Erkrankungen eingesetzt. Dazu zählen unter anderem:

  • Atemstörungen
  • Diabetes
  • Immunerkrankungen
  • rheumatischen Erkrankungen
  • Pilzinfektionen
  • Muskelschmerzen
  • Wundheilung
  • Durchblutungsstörungen
  • Stoffwechselstörungen
  • und vielen mehr

In den folgenden Abschnitten werden einige Anwendungsgebiete genauer beleuchtet.

Ozontherapie bei Atemstörungen

In diesem Bereich gibt es noch wenig Forschung. Die Annahme ist, dass die Lungen, die für die Sauerstoffversorgung verantwortlich sind, durch die Ozontherapie entlastet werden. Denn diese erhöht den Sauerstoffgehalt im Blut. Eine italienische Studie aus dem Jahr 2014 zeigte, dass die intravenöse Ozontherapie die Lebensqualität und die Bewegungsfähigkeit von ehemaligen Rauchern verbesserte, die unter der Lungenkrankheit COPD leiden.

Ozon sollte nicht eingeatmet werden, da es auch als Luftschadstoff gilt. Von der Verwendung von Ozon-Luftreinigern wird abgeraten. Die Gabe von Ozon in der angesprochenen Studie erfolgte durch Spritzen in die Venen.

Ozontherapie bei Diabetes

Diabetes wird oft von zahlreichen Komplikationen begleitet, hervorgerufen durch oxidativen Stress. Auch hier könnte die Ozontherapie hilfreich sein. Australische und iranische Forscher zeigten eine therapeutische Relevanz der Ozontherapie in einer gemeinsamen Arbeit im Jahr 2017, dass Ozon den oxidativen Stress korrigieren kann. So werden Entzündungen reduziert. Im Jahr 2019 konnte dies bei diabetischen Fußgeschwüren durch die iranischen Forscher bewiesen werden.

Ozontherapie bei Immunstörungen

Auch die Stimulation des Immunsystems durch Ozon kann hilfreich eingesetzt werden, vor allem bei Menschen mit Immunerkrankungen. Eine Studie von Forschern der Universität in Valencia im Jahr 2018 ergab, dass bei HIV-Patienten die Viruslast über einen Zeitraum von zwei Jahren durch Ozon gesenkt werden konnte. Hier sind jedoch weitere Forschungen nötig.

Ozontherapie bei entzündlichen Durchblutungsstörungen

Dazu gehören beispielsweise die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) oder zerebrale Durchblutungsstörungen. Ozon kann hier eine verbesserte Sauerstoffabgabe in das Gewebe bewirken, indem der Stoffwechsel der roten Blutkörperchen aktiviert wird.

Ozontherapie bei entzündlichen Prozessen

Dazu gehören unter anderem Gelenkentzündungen (Arthritis), Gefäßerkrankungen, Altersvorgänge und entzündliche Darmerkrankungen. Ozon kann bei therapeutischer Anwendung die körpereigenen Antioxidantien und Radikalfänger aktivieren und so eine anti entzündliche Wirkung entfalten. Auch die Aktivierung des Immunsystems ist hier hilfreich.

Ozon in der Medizin geht auf den Berliner Arzt Albert Wolff zurück, der im Ersten Weltkrieg infizierte Wunden mit Ozon behandelte. 1935 verwendete der österreichische Arzt Edwin Payr weitere klinische Grundlagen, doch nach dem Zweiten Weltkrieg geriet die Ozontherapie wieder in Vergessenheit.

Weitere Hinweise auf die Wirksamkeit der Ozontherapie

Bei zahlreichen anderen Beschwerden und Krankheiten werden bereits vielversprechende Ergebnisse aus der Forschung vermeldet. So gibt es Hinweise, dass Ozon bei Kniearthrose den Bewegungsumfang verbessern kann. Auch bei rheumatoider Arthritis oder Rückenschmerzen durch Bandscheibenvorfälle konnten positive Ergebnisse gefunden werden. In der Zahnmedizin kann Ozon ebenfalls hilfreich sein, in Form von ozonisierten Wasser als Desinfektionsmittel.

Jedoch ist die Forschungslage noch nicht umfangreich, weitere Untersuchungen und Studien sind notwendig, um auch Behörden wie beispielsweise die amerikanische FDA zu überzeugen.

In Deutschland gibt es die Heilpraktikergesellschaft für Ozontherapie e. V., die Zertifikate für gut ausgebildete Heilpraktiker und Therapeuten der Ozontherapie vergibt. Dieses wird als „blaue Karte“ bezeichnet.

Äußerlich oder innerlich: Verschiedene Behandlungsformen mit Ozon

Es gibt zahlreiche verschiedene Möglichkeiten, eine therapeutische Behandlung mit Ozon durchzuführen. Generell wird zwischen dem äußerlichen Auftragen (Beutelbegasung), rektalen Begasung, der Injektion in oder unter die Haut und in den Muskel mittels der Eigenblutbehandlung (klein und groß) unterschieden.

Die Beutelbegasung kommt bei Ekzemen und offenen Wunden zum Einsatz, bei der die Haut mit einem luftdichten Beutel überzogen wird, in dem das Ozon eingeblasen wird. Bei Darmerkrankungen kommt ein ähnliches Verfahren (die sogenannte rektale Begasung) zum Einsatz, wobei das Gas in den Enddarm eingeblasen wird.

Weit verbreitet sind die Eigenblutbehandlungen. Bei diesen werden dem Patienten bestimmte Blutmengen entnommen, mit einem Ozon-Sauerstoff-Gemisch versetzt und wieder zurückgegeben. Bei der kleinen Eigenblutbehandlung wird das Blut aus der Vene entnommen und in den Gesäßmuskel zurückgespritzt, bei der großen Eigenblutbehandlung erfolgt die Rückgabe mittels Infusion.

Eine Ozontherapie wird zumeist einmal in der Woche bis zu zweimal am Tag durchgeführt und kann nach derzeitigen Erkenntnissen bis zu 30 Mal wiederholt werden.

Mögliche Nebenwirkungen der Ozontherapie

Jede Therapie hat Nebenwirkungen, das trifft auch auf die Ozontherapie zu. Ozon ist ein instabiles Gas, daher sollten Anwender gut geschult sein und es richtig verwenden können. Von der Injektion können Nebenwirkungen verursacht werden. So kann der Einstich schmerzhaft sein, aber auch Blutergüsse (Hämatome) an der Einstichstelle verursachen. Die Eigenblutbehandlung kann auch zu überschießenden Reaktionen des Körpers führen, die Allergien ähneln. Daher ist es wichtig, vor einer Behandlung mit Ozon die Risiken mit dem Durchführenden ausführlich durchzusprechen.

Die Ozontherapie ist nicht anerkannt und daher wird auch meist keine Kostenübernahme gewährt. Wie hoch sich die Kosten einer Ozontherapie belaufen, hängt von dem jeweiligen Gesundheitszustand und der Behandlungsdauer ab.

Zusammenfassung

Die Wirkung der Ozontherapie ist in Medizinkreisen umstritten, daher findet sich diese Behandlung bei der Alternativmedizin. Erste medizinische Forschungen zeigen positive Wirkungen unter anderem bei Verschlusserkrankungen, Atemerkrankungen, der Wundheilung, entzündlichen Prozessen und anderen Beschwerden. Jedoch muss die Forschung in diesem Bereich noch weiter ausgedehnt werden.


Wir möchten Sie darauf hinweisen, dass die Inhalte auf unserer Webseite keine Heilversprechen beinhalten und auch keine Erfolgsgarantie gewähren können. Die Inhalte dienen der neutralen Information sowie der Weiterbildung. Unsere Beiträge können, trotz sorgfältiger Recherche und prüfen aktueller Studien, keine fachliche Beratung durch einen Arzt ersetzen. Konsultieren Sie bei gesundheitlichen Fragen oder Krankheiten immer den Arzt oder Apotheker.

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert